Dies ist wohl eine der meist gestellten Fragen, die mir bei meiner Reisevorbereitung und während meiner Reise gestellt wurde. Zudem kamen Tausende Vorurteile, Warnungen und diverse Meinung zum Reisen als alleinreisende Frau in Indien dazu. Das Kuriose an der Sache ist, dass all diese Warnungen und Vorurteile meistens von Personen stammen, die selbst noch nie in Indien waren. Meistens ist es nur gefährliches Halbwissen, dass durch die Medien unserer Zeit gesteuert wird.

Auch ich muss sagen, dass ich selten so viel Respekt vorm Alleinreisen hatte wie vor dieser. Nie hatte ich über ein Land so viele negativ Schlagzeilen und Artikel gelesen wie über das Alleinreisen als Frau in Indien.

Ich bereitete mich darauf vor, dass ich mich auf meiner täglichen Reise einschränken muss, eventuell nicht mit öffentlichen Verkehrsmittel fahren kann und Feste mit großen Menschenansammlungen meiden muss, dass ich nach Sonnenuntergang stets im Hostel bleiben und das Couchsurfen als alleinreisende Frau in Indien wohl eher unmöglich sein wird. Ratschläge, die mir gegeben wurden, um als alleinreisende Frau nicht von Männern begafft, angemacht, angefasst oder gar vergewaltigt zu werden.

Die Medien haben es geschafft, ganz Indien als ein „Land der Vergewaltigung“ dazustellen. Somit hat Indien definitiv den Ruf, ein unsicheres Land für alleinreisende Frauen zu sein. Doch wie ist Indien wirklich? Ist es wirklich ein Ort des Schreckens? Ist es unmöglich, als alleinreisende Frau nach Indien zu gehen? Kann ich dort wirklich keinem Mann trauen?

Ich wollte dies nicht glauben. Wie kann ein ganzes Land, dass mich so fasziniert und reizt so böse sein? Auch in anderen Ländern (Brasilien, Mexiko, Ägypten) wurde ich vorher vor all den möglichen Gefahren gewarnt und im Endeffekt waren es unvergesslich tolle Erfahrungen, die ich sammeln durfte, weit ab von Angst und Schrecken. Auch von Indien wollte ich mich selbst überzeugen, denn wenn ich eins durch meine Reisen gelernt habe, dass die Welt in Wirklichkeit ganz anders ist, als alle sagen!

Und ich war dort! Ich habe es einfach getan! 3 Mal! Mehr als 18 Monate als alleinreisende Frau in Indien! Jetzt möchte ich meine Erfahrungen mit DIR teilen!

Als alleinreisende Frau in Indien – so war es wirklich!

Kurz vorweg. Ich liebe Indien!
Ich habe mich so was von in dieses Land verliebt! Und um die Frage aller Fragen direkt zu beantworten, ob es möglich ist, Indien alleine als Frau zu bereisen?
Na klar!

Bis auf das „Anstarren“ hat sich keine meiner Befürchtungen oder der Warnungen bestätigt. Im Gegenteil! Die meisten Männer auf der Straße haben mich nicht einmal beachtet, was daher kommt, dass in der indischen Kultur ein Mann nicht einfach eine fremde Frau anspricht. Trotzdem sind gerade die jungen Inder neugierig und es gilt als hoch angesehen, Freunde in anderen Ländern zu haben. So kann es schon mal passieren, dass Du plötzlich von einem völlig Fremden tausend Fragen gestellt bekommst und um ein Selfie gebeten wirst.

Dies kann zwar auf Dauer nervig sein, ich kann es ihnen aber nicht verübeln, denn viele Inder sehen nur wenige Male in ihrem Leben „weiße“ Menschen. Meistens wurde ich hier mit einem höflichen „Madame, Can I take a Selfie?“ angesprochen. Zumindest von den Männern, die älteren Frauen haben einen eher selbstverständlich in ihre Familienfotos rein gezogen. Trotzdem hat es auch was Tolles, da ich direkt mit in die Kultur eintauchen konnte. Und ist das nicht genau das, was das Reisen ausmacht?

Was ist dran, an der Sexuellen Belästigung als Alleinreisende Frau in Indien?

Vor meiner Reise wurde ich so oft gewarnt, dass ich überall belästigt und betatscht werden würde! Dies hat sich aber glücklicherweise überhaupt nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, die Männer haben mich selbst bei Selfies nie angefasst und wollten sie mal ihre Hand auf meine Schulter legen (da dies freundschaftlicher auf dem Foto aussieht) haben sie meistens sehr höflich gefragt, ob dies denn okay sei.

Ich habe zwischen all den sehr guten Erfahrungen auch eine sehr unangenehme Situationen auf dem Holi Festival in Indien erleben müssen (mehr dazu hier). Ansonsten habe ich nur einen sehr respektlosen jungen Mann kennenlernen müssen, der trotz der Verweigerung eines Selfies, versuchte, eins zu machen. Als ich meinen Arm in die Kamera hielt, schlug er ihn zur Seite und machte einen auf „cool“ vor seinen Freunden. Hier bin ich allerdings ziemlich böse geworden, habe ihn weggeschubst und ihn gefragt, was er denkt, wer er denn sei, dass er sich so respektlos mir gegenüber verhält. Als er erneut versuchte, ein Bild zu machen, habe ich sein Handy genommen und es weggeworfen.

Dies mag jetzt sehr übertrieben klingen, aber so ein respektloses Verhalten solltest Du dir auf keinen Fall gefallen lassen. Wenn ich eins in Indien gelernt habe, klare Zeichen und Grenzen setzen und wenn es sein muss auch mal etwas lauter oder unverschämter werden. Manchmal muss das einfach sein, falsche Höflichkeit bringt dich in Indien leider nicht weiter.

Du hättest die Gesichter von seinen Freunden sehen sollen, die haben sich vor Lachen nicht mehr einbekommen und auch der Polizist neben uns konnte sich sein Lächeln nicht verkneifen. Ich denke ,es war dem jungen Herren eine Lehre und er wird so ein Verhalten hoffentlich in Zukunft unterlassen.

Indien als alleinreisende Frau war für mich nicht einfach nur eine Reise, es war eine Erfahrung für mein Leben.

Für mich war Indien eine der besten Reiseerfahrungen, die ich je machen durfte. Ich bin mehr als glücklich, diese Entscheidung getroffen zu haben, denn Indien hat mich mit offenen Armen empfangen. Nie zuvor hat mich ein Land so fasziniert. Indien ist anders! Es kann hässlich und wunderschön zu gleich sein. Es ist farbenfroh und trist, laut und still, dreckig und gepflegt, – doch kurz gesagt: Indien ist ein Land der absoluten Gegensätze. Und genau dass in Kombination mit den unglaublichen Menschen macht dieses Land so faszinierend.

Zugegeben, es war nicht immer leicht. Nicht, weil ich als alleinreisende Frau unterwegs war – Nein! Es lag daran, dass ich in eine komplett andere Kultur eingetaucht bin.

Und die wahre Challenge in Indien ist die Hygiene, der Lärm, die Menschenmassen, die Religion und die Armut!

Auch das Fortbewegen in einheimischen Transportmitteln war als alleinreisende Frau in Indien kein Problem!

Ich habe mich in Indien frei bewegt. Bin die meiste Zeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen und Zügen gefahren und habe mich dort auch stehts für die einheimische „Non-Ac“ und „Sleeper Class“ entschieden, um näher an den Menschen zu sein. In Städten bin ich meisten mit der U-bahn gefahren, habe UBER, OLA (indisches UBER) und Rikishars  benutzt, wenn es nicht anders ging und bin in wenigen Orten sogar per Anhalter gefahren.
Ich habe die meiste Zeit in Hostels geschlafen oder habe Couchsurfing gemacht. Und was soll ich sagen? Es war überhaupt kein Problem! Im Gegenteil, die Menschen haben mir meistens sehr geholfen und es sind nette und spannende Gespräche dabei entstanden. In vielen U-Bahnen und Bussen gibt es sogar immer Plätze für Frauen. In U-bahnen damit man nicht zur Rushhour eingequetscht wird und in Bussen nah beim Fahrer, damit man sicher ist. Als alleinreisende Frau in Indien ist das oft ein Luxus, denn Du bekommst fast immer einen Platz. Ich habe diese Zonen sehr selten genutzt. Für die Inderinnen machen sie das Leben aber viel sicherer und angenehmer.

Und wie war das jetzt mit den großen Menschenansammlungen und öffentlichen Festen als alleinreisende Frau in  Indien?

Vor und sogar während meiner Indienreise haben mir viele Menschen erzählt, dass ich als Frau nicht an den großen Festivals teilnehmen kann. Es ist mir zwar gestattet, aber sie würden es mir nicht empfehlen, da sich sogar indische Frauen von großen Festivals wie z. B. Holi fernhalten und lieber Zuhause oder in abgesperrten Bereichen feiern. Dementsprechend bist Du  als Frau meistens alleine zwischen Tausenden von Männern. Das klingt zuerst etwas beängstigend, ist aber gar nicht so wild.

Und ja, es ist wirklich so, dass Du auf der Straße meist die einzige Frau bist. Abgesehen von den Bereichen um die Tempel herum, hier befinden sich einige ältere Frauen und Familien. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich in einem traditionellen Dorf gefeiert habe und in keiner Großstadt oder Touristenhochburg. Trotzdem hatte ich bis auf einige Selfie Situationen (20 junge Inder wollen gleichzeitig ein Foto machen) bei meinem ersten Holi Festival und auch auf anderen großen Festen keinerlei Probleme. Natürlich fühlte ich mich in so einer Situation etwas unwohl, doch ein klares, lautes „NEIN, ES REICHT“, brachte mich schnell aus jeder Situation.

Es gilt aber in Indien wie in jedem anderen Land, dass Du deinen Menschenverstand einschalten musst.

Ob ich Nachts alleine durch irgendwelche Gassen laufe überlege ich mir auch in europäischen Großstädten. Ob ich Menschen vertrauen kann, entscheide ich hier genauso wie dort. In Indien mag es ein paar andere „Regeln“ geben, an die Du dich als alleinreisende Frau halten solltest. Aber ist das nicht überall auf der Welt so?

Hör auf deine Intuition, meide zu viel Alkohol und laufe nicht alleine nachts durch dunkle Gassen oder Strandabschnitte.

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